Boccia: Echte Wiener gehen nicht unter

Die beiden Para-Boccia Spieler Steffi Proßegger und Michael Kiefler nehmen in der Sporthalle zur Eröffnung Aufstellung. Dahinter steht ihr dreiköpfiges Betreuerteam. Sie alle tragen rot-weiß-rote Trainingsanzüge. Steffi Proßegger hält ein Schilt mit der Aufschrift "Austria".
Team Austria in Polen: Steffi Proßegger und Michael Kiefler mit ihrem Betreuerteam. © Poznan 2025 World Boccia Challenger

Österreichs Aushängeschilder im Para-Boccia, Michael Kiefler und Steffi Proßegger, waren vergangene Woche beim World Boccia Challenger in Posen im Einsatz. Unglückliche Schiedsrichterentscheidungen und ein nächtlicher Feueralarm erschwerten die Medaillenchancen unseres Duos.

Rückkehr auf die internationale Bühne

Exakt 80 Athletinnen und Athleten mit unterschiedlichen Behinderungen aus der ganzen Welt – von Finnland über die Bermudas bis hin zu Australien – trafen sich vom 25. bis 30. Juni in der fünftgrößten Stadt Polens, Posen. Am Programm stand der prestigeträchtige World Boccia Challenger 2025, gespickt mit Weltklasse-Spielerinnen und -Spielern. Mittendrin: Österreichs Power-Duo Michael Kiefler und Steffi Proßegger, gemeinsam mit ihren Begleiterinnen Marie-Therese Plass und Summer Miskov sowie ÖBSV-Boccia-Koordinatorin Danila Innerlohinger. Bereits 2024 holte das Duo hier im Teambewerb Bronze und auch im Einzel schrammte man knapp an einer Medaille vorbei. 

Bestes Ergebnis auf internationalem Parkett

Für Steffi Proßegger startete das Turnier nach Wunsch. Mit einem klaren 3:1-Auftaktsieg gegen die Deutsche Nancy Poser legte die Wienerin den Grundstein für den Aufstieg ins Play-off. Zwar setzte es danach eine knappe 3:4-Niederlage gegen die Polin Małgorzata Perlińska, dennoch reichte es zum Gruppensieg. Im Viertelfinale musste sich Proßegger hauchdünn der späteren Bronzemedaillengewinnerin Rabia Nur Boyraz mit 2:3 geschlagen geben. Damit belegte sie am Ende den starken 5. Platz – und damit ihr bisher bestes internationales Ergebnis bisher.

Steffi Proßegger holte in Polen ihr bestes internationales Ergebnis © Poznan 2025 World Boccia Challenger
Michael Kiefler in Aktion © Poznan 2025 World Boccia Challenger

Das bitterste Spiel der Laufbahn

Auch Michael Kiefler erwischte wie seine Kollegin einen Auftakt nach Maß – mit einem klaren 9:2 gegen Áki Joensen von den Färöer-Inseln. Da sein zweiter Gegner nicht antrat, war das Viertelfinale fixiert; eine Niederlage gegen den späteren Turniersieger aus Polen, Damian Iskrzycki, änderte daran nichts. Es kam zum Viertelfinale gegen Klemen Kramžar aus Slowenien – ein Spiel, das Kiefler so schnell nicht vergessen wird.

Was mit einem nächtlichen Feueralarm denkbar schlecht begann, endete am Folgetag mit einer knappen 3:4-Niederlage. Schiedsrichterfehler, ein ungerechtfertigter Strafball für den Gegner sowie mehrere ungeahndete Regelverstöße führten zu großer Verunsicherung, spielentscheidenden Nachteilen und brachten den Routinier zur Verzweiflung: “Das Spiel war das bitterste in meiner Laufbahn. Vier Situationen, vier klare Fehler – und jede einzelne hat das Spiel Stück für Stück gekippt. Die Wut sitzt tief. Nicht weil ich verloren habe, sondern weil ich nie die Chance bekommen habe, es zu gewinnen.” Trotz der Bitte um Klärung wurde ihm nach dem Spiel mitgeteilt, dass Proteste nur satzweise möglich seien – obwohl ihm zuvor das Gegenteil gesagt wurde –, was zur frustrierenden Erkenntnis führte, dass ihm dadurch jede Möglichkeit zur Korrektur genommen wurde. Damit war auch die Chance auf eine Einzelmedaille dahin. Nach dem Motto „Ein echter Wiener geht nicht unter“ bleibt Kiefler kämpferisch und lässt sich von diesem Rückschlag nicht entmutigen: "Ich kenne mein Können. Ich weiß, wozu ich fähig bin."

Ein Team mit Zukunft

Was im Einzel nicht gelang, sollte im Teambewerb glücken. Im ersten Duell mit Ägypten blieb das Duo Kiefler/Proßegger cool und fuhr einen ungefährdeten 4:2-Sieg ein. Auch gegen Mexiko ließen die beiden nichts anbrennen und gewannen mit 7:3, womit trotz einer Niederlage gegen den späteren Turniersieger Argentinien das Play-off-Ticket gelöst wurde.

Im Halbfinale gegen Polen war das Glück nicht auf der Seite des rot-weiß-roten Teams. Eine unglückliche 4:6-Niederlage gegen die Lokalmatadoren machte den Traum vom Finale zunichte. Im Spiel um Bronze gegen die Türkei ging es Spitz auf Knopf – mit dem besseren Ende für die Gegner. Erst im Tie-Break entschieden die Türken das Spiel mit einem Punkt Vorsprung für sich. Trotz des undankbaren 4. Platzes eine starke Leistung, die Hoffnung für die Zukunft macht: "Am Ende können wir mit unserer Leistung zufrieden sein. Wir haben ein Jahr lang nicht auf Wettkampfebene miteinander gespielt – und Training und Wettkampf sind zwei Paar Schuhe. Wir haben in Polen unsere Erfahrungen gesammelt und fürs nächste Mal viel dazugelernt", so Kiefler abschließend.

Wird noch stärker zurückkommen - Team Austria in Posen © Privat

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