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Katrin Neudolt erkämpft sich sportliches Traumjahr

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Katrin Neudolt (WGSC 1901) ist als Badmintonspielerin sowohl bei den Gehörlosen als auch bei den Hörenden Weltklasse. Welcher Erfolg sie 2019 besonders glücklich macht und wie sie abseits des Courts Menschen coacht.
Foto und Quelle: ÖBSV

Das Motto der Sportlerin des Österreichischen Gehörlosensportverbands:
"Never stop fighting. If you never try, you’ll never know!"

2019 wird zu einem besonderen Jahr für die Mödlingerin.
Mit großem Spirit setzt sie neue Karriere-Glanzlichter, weitere sollen folgen.
Neben ihrer sportlichen Laufbahn hält sie als Speakerin Vorträge und verrät, wie Nonverbale Kommunikation ihre Karriere bereichert und welcher Medaillentraum demnächst in Erfüllung gehen soll.

Das Interview wurde von Andrea Rohrauer gedolmetscht.
Katrin, 2019 war sportlich gesehen ein unglaublich erfolgreiches Jahr für dich.
Was war dein persönliches Highlight?

Katrin Neudolt: Es gab heuer gleich zwei herausragende Ereignisse für mich.
Das erste: Der Finaleinzug bei der Gehörlosen-Weltmeisterschaft in Taipeh, Taiwan.
Ich habe nicht erwartet, dass ich es ins Endspiel schaffe.
Das war ein unglaublicher Erfolg, der mich positiv überrascht hat.

Und Nummer Zwei?
Ich habe beim BWF Future-Turnier in Thessaloniki bei den Nicht-Behinderten ebenfalls das Finale erreicht.
Das hat zuvor noch nie eine gehörlose Sportlerin aus Europa geschafft.
Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Meinem Trainer Daniel Graßmück und Mentalcoach Johann Weitlaner habe ich so viel zu verdanken.
Wir sind ein Team, das großartig harmoniert und das macht mich überglücklich.

Erlebst du ein Badminton-Match anders als eine hörende Spielerin?
Ja, das fehlende Gehör wirkt sich auf das Erkennen der Schlagintensität aus.
Da ich die Heftigkeit des Kontakts zwischen Ball und Schläger nicht akustisch wahrnehme, verzögert sich meine Reaktion.
Ich muss daher umso genauer hinschauen und länger abwarten, wie meine Gegnerin den Ball trifft.
Das ist durchaus fordernd, weil Badminton die schnellste Ballsportart der Welt ist.

Kannst du diese genauere Beobachtungsgabe auch zu deinem Vorteil nutzen?
Ich denke schon.
Mein Fokus auf das Spiel ist vielleicht schärfer als bei Hörenden.
Akustische Ablenkungen existieren für mich nicht, ich bin während der Matches in einer Art „Tunnel“.

Könntest du nicht einfach mit Hörgerät spielen?
Nein, da sich die Akustik sonst komplett vermischt und ich mich überhaupt nicht auf das Spiel konzentrieren könnte.
Das geht den meisten gehörlosen Sportlern so.

Führt das manchmal zu kuriosen Situationen?
Mein Spielstil ist extrem aggressiv und liebe den Angriff, daher reißt manchmal eine Schlägersaite.
Das bekomme ich aber meistens nicht mit, weil ich es nicht höre.
Meine Gegnerinnen sind dann komplett irritiert, weil sie nicht verstehen, dass ich den Schläger nicht wechsle.

Warum sind die Spiele gegen hörende Gegnerinnen so wichtig für dich?
Aus finanziellen Gründen gibt es leider kaum Badminton-Bewerbe für Hörbehinderte.
Nächstes Jahr ist laut meinen Infos kein einziger geplant.
Bei der WM waren 72 Starterinnen dabei, es liegt also nicht an der Anzahl der Spielerinnen.
Eine Gehörlosen-EM, -WM oder die Deaflympics sind dann natürlich umso wichtigere Ereignisse, denen ich entgegenfiebere.
2021 bei den Deaflympics will ich unbedingt eine Medaille holen.
Außerdem ist die Leistungsdichte bei den hörenden Spielerinnen natürlich größer und ich kann viel mehr Turniere bestreiten.
Die Wettkampfpraxis ist für die sportliche Weiterentwicklung unersetzbar.

Das gesamte Interview von Katrin Neudolt mit ÖBSV-Redakteur Johannes Kloiber-Karner auf der ÖBSV Homepage.

Katrin Neudolt

14/01/20 09:49

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