Abschied nach 21 Jahren

zurück

Faire ses adieux, c’est toujours un peu mourir – Abschied nehmen. Ist immer ein kleines bisschen sterben!

Und wie begann alles; 1996 – es war Gemeinderats- und Landtagswahl in Wien. Ich saß bei einer Wahlveranstaltung am Stephansplatz, neben mir saß Ernst-Wolfram Marboe, damals Präsident des Österreichischen Behindertensportverbandes ÖBSV.

Plötzlich – in einer Pause – sagte er zu mir: „Du musst Präsident des Wiener Behindertensportverbandes werden.“ Ich: „Ernst-Wolfram, was soll das? Ich habe neben meinem Beruf als Mathematik-professor (wenn auch mit einer Lehrpflichtermäßigung) und meiner politischen Tätigkeit zahlreiche Verpflichtungen in Ehrenämtern, es ist zu viel!“ Aber er ließ nicht locker: „Ich habe mich über Dich erkundigt, Du setzt Dich sehr stark für behinderte Menschen ein, Du musst das machen. Ich schicke Dir Schöffmann, Haslinger und Schüchner, die werden Dich überzeugen.“ Ich gab noch zu bedenken, dass ich eigentlich kein Sportler bin, aber auch das überzeugte Ernst-Wolfram nicht. Und 14 Tage später tauchten die drei in meinem Büro in der ÖVP Meidling auf und redeten 1 ½ Stunden auf mich ein. Dann sagte ich JA – mit großen Bedenken.

Kurz danach fand die Generalversammlung des WBSV im Bundesblindeninstitut im 2.Bezirk statt und zu meinem Erstaunen gab es plötzlich einen Gegenkandidaten, Robert Bauer von der AUVA. Es gab keine lange Diskussion, dann wurde abgestimmt: 44 Stimmen für Franz Karl und 43 Stimmen für Robert Bauer. Ein Erlebnis, so knapp war ich noch nie gewählt worden, aber ich hatte mir alle Funktionen immer erkämpfen müssen, diesmal aber hatte man mich „eingeladen“. Also nahm ich an und – wie sich später herausstellte – hatte ich auch Robert einen „Gefallen“ getan, denn ob er als frisch gewählter Wiener Präsident dann Österreichischer Präsident geworden wäre? Trotz unserer Kampfabstimmung waren wir aber immer beste Freunde und arbeiteten gut zusammen. Ich hatte die Präsidentschaft nur angenommen, weil Franz Schöffmann zugesagt hatte, den geschäftsführenden Vizepräsidenten zu machen. Damit war ich von der täglichen „Sport“arbeit entlastet und genoss meine Repräsentationsaufgaben. Kurze Reden halten, Medaillen umzuhängen und Pokale zu überreichen, Veranstaltungen zu eröffnen und manches anderes Repräsentatives. Ja, und noch eine Aufgabe hatte ich bekommen. Den Kontakt zur Stadt Wien herzustellen, um Förderungen für den WBSV zu bekommen. So gab es etliche Besprechungen mit dem damals legendären Sport-obersenatsrat. Und nach manchen Vierterl ging ja doch etwas im Sinne des WBSV weiter.

Ich war also 7 Perioden (siebenmal drei Jahre) Präsident, dann immer einstimmig gewählt und 5mal war Schöffmann der gf. Vizepräsident, die letzten 2mal Mag. Margit Straka. Und Schöffmann wurde in diesen Jahren einer meiner besten Freunde. Auch deswegen habe ich es nie bereut, diese Funktion (wenn auch anfangs etwas widerwillig) angenommen zu haben. Schöffmann war auch Vizepräsident des ÖBSV und wollte nach einiger Zeit diese Funktion zurücklegen. Um auch für Wien diese Funktion zu erhalten, „musste“ ich ihm nachfolgen und war unter dem Obmann Bauer auch viele Jahre Vizepräsident des ÖBSV. Dann entsandte man mich noch in den Vorstand des Österreichischen Paralympischen Comitees (ÖPC), wo ich bald darauf ebenfalls Vizepräsident wurde. Aber Maria Rauch-Kallat, die Präsidentin des ÖPC, wollte weniger Vizes und so wurde ich wieder Vorstandsmitglied. Und in den letzten Jahren ging es darum, möglichst viele ÖBSV-Mitglieder aus dem ÖPC zu eliminieren.

In der Generalversammlung 2015 wurde unter eklatantem Bruch der Geschäftsordnung und der Statuten, weitergesäubert. Da ich bei dieser GV die Präsidentin heftig angriff, wurde in der folgenden Generalversammlung auch ich aus dem ÖPC-Vorstand hinausgeworfen. Das hätte fast dazu geführt, dass ich im WBSV noch ein achtes Mal kandidiert hätte, aber dann habe ich es mir doch überlegt. Ausschlaggebend war sicher auch, dass meine Behinderung durch Polyneuropathie (PNP) sich verstärkt hat, sodass ich sogar Schwierigkeiten bekam, Medaillen umzuhängen. Schon einige Zeit früher hatte ich meine Funktion als ÖBSV-Vizepräsident an Margit Straka weitergegeben, die so wie ich vorher als Länderkoordinatorin gute Arbeit leistet.

So war es eigentlich klar, dass ich nach meinem Rückzug nur Margit als neue Präsidentin vorzuschlagen hatte und sie wird am 16. November 2017 sicher zur Neuen gewählt. Und eine „große Sache“ habe ich dem Behindertensport hinterlassen, eine, die zwar keine Behinderungsdiskriminierung, aber eine „Frauen-Diskriminierung“ aufhebt. Bereits vor Jahren ist es mir durch einen „Coup“ gelungen, das Statut des ÖBSV zu verweiblichen. Alles ist nun weiblich formuliert mit einer männlichen Generalklausel. Damit haben wir uns das unsinnige Gendern mit großem I, Schrägstrichen oder anderen Dummheiten erspart. Und um mir zum Abschied eine Freude zu machen, wird nun auch das WBSV-Statut (wenn die GV zustimmt?) in gleicher Weise formuliert.

So verabschiede ich mich von den Sportlern (die mentalen habe ich besonders lieb gewonnen), den Funktionären, den Freunden und insbesondere von Dir, Franz mit einem „Ich werde Euch alle nicht vergessen!!“

Franz K a r l

Abschied nach 21 Jahren

21/11/17 15:23

zurück